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Sex- und Beziehungssucht

Aktualisiert: 23. Juni 2020


Was wirklich hilft, ist die richtige Perspektive!


Liebe Freunde,

für diejenigen, die sich für unser wachsendes Buch interessieren, hier mal wieder ein kleiner Einblick zu einem wichtigen Thema.

Viel Freude beim Lesen!


...

Wenn jemand, wie so oft, mit wehenden Fahnen von einer Beziehung in die andere taumelt, findet sich oft eine starke romantische Überzeichnung. Dem Hollywood-Märchenbild entsprechend hat man nun anscheinend endlich den Partner gefunden, der für einen bestimmt war.

Unter acht Milliarden Menschen, ein kindlich-naiver Irrglaube.


An anderer Stelle haben wir ausgeführt, wie dann diese Märchenprojektion sukzessive bröckelt, um dann eben die gleiche Projektion auf den nächsten Menschen zu werfen. Wobei der Mensch die Vorgeschichte, dass er ja schon in der vorherigen Beziehung den Einen gefunden zu haben glaubte, einfach ausblendet, und sich gewöhnlich der dramatische Bogen wiederholt.

Man spricht dann in der Psychologie schnell von „Beziehungssucht“, das sich ewig drehende Rad zermürbt den Menschen, weil die Unterdrückung der Vorerfahrungen immer mehr Kraft benötigt. Die Zwanghaftigkeit verstärkt sich dabei oft mit jeder Drehung. Man versucht also, den Betroffenen zur Einsicht in seine „Sucht“ zu bringen, die Empfehlung lautet gewöhnlich besonnene Abstinenz. In ähnlicher Weise interpretiert man die „Sexsucht“, unabhängig davon ob es sich um zwanghafte Masturbation handelt, oder ob schnelllebige, oft risikobehaftete Sexualkontakte vorherrschen. Auch hier soll der Mensch abstinent werden, weil der zu betreibende Aufwand und die Zwanghaftigkeit letztlich das Leben regieren und ruinieren. Diese Sichtweise greift aus unserer Sicht jedoch puritanisch zu kurz, weil die zugrundeliegenden Annahmen nicht hinterfragt werden. Wir haben dabei schon ausgeführt, dass die Sucht nach Beziehung, die kontrollierende Okkupation des Partners, aus der Instanz des in der Kleinfamilie emotional traumatisierten Kindes kommt, weil eben das artgerechte Leben des Menschen ein Leben im Stamm ist, und nicht in emotionaler Abhängigkeit von der Zuwendung einer oder weniger Bezugspersonen. Abstinenz zu fordern ist gewissermaßen gleichsetzbar mit der Idee, einem Vogel im Käfig beizubringen, nicht mit den Flügeln zu schlagen. Ggf. werden die Flügel medikamentös gestutzt, um Schaden zu verhindern. Allerdings wäre das Leben im Stamm für den Menschen natürlich. Dass mehr oder minder immer jemand da ist, der das grundlegende Bedürfnis nach emotionaler und körperlicher Nähe bei Bedarf auch tatsächlich und ohne Verpflichtung, frei, erfüllen kann und möchte, so dass eine gegenseitige Abhängigkeit gar nicht erst entstehen kann. Ebenso ist es äußerst fragwürdig, ob die Sichtweise, dass für das Menschentier ein Leben ohne Sexualität, oder mit der erschreckenden Seltenheit innerhalb geschlossener Beziehungen normal ist. Ob nicht viel mehr, womöglich mit einer großen Variationsbreite, der Mensch als soziales Tier häufig, vielleicht täglich, liebevollen Körperkontakt braucht, und ob nicht zumindest für manche Menschen eine (oder gar mehrere) Kopulationen am Tag völlig normal wären. Verwirft man als die durch nichts begründete Grundannahme der Psychologie, dass das isolierte Leben in der Kleinfamilie normal sei, und nimmt der wissenschaftlichen Korrektheit halber stattdessen einmal die gegenteilige Position ein, dann ergibt sich ein völlig anderes Bild:

Dann ist nämlich die angebliche „Sucht“ nichts als der verzweifelte (und natürlich zum Scheitern verurteilte) Versuch, das noch lebendige Ursprungsbedürfnis innerhalb der unhinterfragten Spielregeln des Systems, quasi im Käfig, zu befriedigen. Dass dieser hilflose Versuch zu neurotischen Absonderlichkeiten führen muss, liegt auf der Hand, aber die Lösung läge dann eben in einer Änderung der Lebensumstände, eben im Begründen einer Solidargemeinschaft in unserem Sinne. Zieht man die Traumatisierung des Kleinkindes hinzu, und vernachlässigt auch nicht den allzu oft katastrophalen Start in die genitale Sexualität vieler junger Menschen, die mehr und mehr von dominanzorientierten Pornobildern geleitet wird (die ebenfalls kranke Auswüchse der Neurotisierung sind), dann erklärt sich der Handlungsdruck, mit dem viele Menschen in diese Süchte verfallen quasi zwanglos. Und wer diesen bedürfnisnahen Süchten nicht folgen kann oder will, findet Ersatzbefriedigungen, die dann gewöhnlich ebenfalls Suchtcharakter haben. Ausdrücklich, wir glauben nicht, dass beispielsweise die 3,5h, die der moderne Mensch in Deutschland täglich passiv Fernsieht, zulässig anders zu beurteilen wären, als als eine Sucht, die von natürlichen Lebensregungen letztlich viel stärker entfremdet ist, als der ursprüngliche libidinöse Impuls. Insofern positionieren wir uns hiermit ausdrücklich also sowohl gegen die christlich überformte, systemimmanente Sichtweise der 12-Schritte-Bewegung als auch gegen die vorherrschende Pornografie. (Fussnote: Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf den Spiegel vom 23.05.2011: "Ist Sexsucht eine erfundene Krankheit?", in dem die "missionarischen" und "glaubenssatzhaften" Tendenzen der gesamten "12-Schritte-Bewegung“ aufgezeigt werden. Allerdings, und mehr würde man dem Spiegel ja nun auch wirklich nicht mehr zutrauen, ohne das System als ganzes in Frage zu stellen. Damit geraten die Menschen, die zweifelsfrei an ihren entfremdeten Verhaltensmustern mitunter extrem leiden, leider aus dem Blick und werden miskreditiert.)


Hail Discordia

Im Namen des Königs


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