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Die dümmste Überschrift seit dem Zusammenbruch des römischen Reichs

Updated: Sep 28, 2022



Ein weiser Mann namens Lao Tse sagte dereinst:

„Bereits das Lesen von BILD-Überschriften ist schädlich.“

Dies ereignete sich aber zu einer Zeit, als morgens um sieben die Welt noch in Ordnung ward und der Vater mit dem Sohne einmal ausging und dann keiner gern nach Haus ging.

Da wusste der Vater morgens um sieben, dass es abends nicht seine Tochter sein würde, und ein Blick auf die bestrumpften Beine eines weiblichen Mitmenschen ward als ein Kompliment verstanden oder ignoriert. Jedenfalls wurde es nicht als sexistische Attacke auf die körperliche Unversehrtheit gedeutet.

Dies ward auch die Zeit, da der Journalismus noch nicht gestorben war.

Als der Begriff „Investigativjournalismus“ eine unnötige und ungebräuchliche Tautologie war, weil Journalismus immer investigativ sein wollte, sogar beim Spiegel.

Artikel wurden in dieser fernen Zeit auch noch nicht von künstlichen Intelligenzen erzeugt und deren Nachrichtenwert noch nicht durch die Klickrate algorithmisch ermittelt.

(Auch zu faul oder stumpf für Kreativität? Dann klicken Sie hier!)

Aber was meinte der alte chinesische Meister denn nun bloß mit seinem kryptischen Satz?


Ganz einfach:

Populismus ist ansteckend.

Genauso wie Werbung funktioniert, auch wenn wir ihr keinen Glauben schenken. Die Extraportion Milch setzt sich einfach fest, das Segel-Freiheitsgefühl wird mit Beck’s verknüpft, und schwupps, landet ein Sixpack untrinkbare Plörre im Einkaufswagen. Sagen Sie nicht, dass es Ihnen nicht auch schon passiert ist. 21,1 Milliarden US-Dollar werden schließlich nicht für eine Luftnummer ausgegeben.

Ich erspare Ihnen die kognitionspsychologischen Hintergründe dazu, glauben Sie mir einfach. Sie glauben ja auch sonst jeden Scheiß.


Während man aber in Lao Tses Zeit der Schädlichkeit von Überschriften noch ausweichen konnte, indem man einfach die BILD links liegen ließ, haben Sie heute, ganz wie bei Werbung, nahezu keine Chance, nicht mit verstümmelten Nachrichten bombardiert zu werden. Jedenfalls nicht, wenn Sie einen kostenlosen Email-Account haben, regelmäßig Straßenbahn fahren oder asoziale Netzwerke nutzen.


Ein Aluhut nutzt da ebenfalls recht wenig.

Es könnte aber vielleicht schon helfen, aus der jüngeren Geschichte lernend und aus einem gesunden kritischen Systemverständnis schöpfend zu wissen, dass Beeinflussung entweder unmittelbar beabsichtigt oder durch algorithmische Filterblasen unausweichlich ist. Es könnte auch helfen anzunehmen, dass man nicht automatisch informiert ist, wenn man medialen Einheitsbrei ungefiltert schlürft, und deshalb einen gesund erhöhten Skeptizismus an den Tag zu legen.

Differenziertes Denken hieß das zu Zeiten Lao Tses.

Oft genügt da schon die einfach Frage: „Was wird in dieser Überschrift eigentlich kolportiert“?


Das hilft vielleicht dabei, die eigene Ohnmacht, so Sie die denn überhaupt noch spüren, zu nutzen, um in vorgeblich informierten Gesprächen dann die subtilen Diskursverschiebungen zu enttarnen und sich eben nicht auf das dünne Eis der polemisch-polarisierten Schlitterbahn zerren zu lassen.

Man kann alternativ natürlich auch versuchen wegzuschauen und ansonsten Asterix lesen. Ich persönlich schaffe das nicht. Genau genommen halte ich es für unmöglich.


Nehmen wir uns also doch mal exemplarisch eine erste Überschrift vor:


Das hat ein Experte gesagt. Experten müssen es ja wissen, das wissen wir ja mittlerweile alle.

Obendrein ist die Geschichte doch so sympathisch, unser aller Herz schlägt schließlich links, nicht wahr? David gegen Goliath, David gewinnt wegen seiner überragenden Intelligenz – lieben wir sie nicht alle, diese wunderbaren Walt-Disney-Plot-Twists?

Dabei ist es genau wie in der biblischen Geschichte: Die Ukraine ist einfach erheblich besser bewaffnet und hat eine unsichtbare Supermacht auf ihrer Seite. Es ist nicht „die beste Gegenoffensive“. Es ist, für eine Nicht-Supermacht, die beste Bewaffnung in einem Krieg seit dem zweiten Weltkrieg.


Was mich aber fast noch mehr stört, ist dieser beifällige Ton, als ginge es um ein Fußballspiel: „Die Russen sind zu langsam, da fehlt die Mentalität, katastrophale Chancenauswertung… aber jetzt gibt die Ukraine richtig Gas, geschickte Steilpässe nach vorn, und Selenskyj, Selenskyj bringt das Ding rein! Da sah der russische Torwart aber ganz schlecht aus!“


Etwas weniger polemisch: Was genau wissen wir eigentlich so von Gegenoffensiven?

Hat dieser Experte tatsächlich alle Gegenoffensiven seit dem zweiten Weltkrieg ausgewertet?

Ach so, wessen Gegenoffensive meint er eigentlich überhaupt, also so ganz konkret?

Die der Russen bei Stalingrad? Das war jedenfalls ein richtig guter Konter, und das auch noch völlig aus dem Rückstand, mit dem Nachteil eines Torwarts mit klaffender Knieverletzung und obendrein mit insgesamt nur neun Spielern auf dem Platz und keine Ersatzspieler mehr am Start.

Naja, wahrscheinlich ist wohl eher die Landung der hochgerüsteten Amerikaner in der Normandie gemeint. In meiner Analogie: Wo der FC Bayern mit allen Starspielern im flackernden Flutlicht den Drittligisten VfB Lützenbach einfach so weg gepustet hat. Was für eine Offensive das doch war, in Nullkommanichts zum sieben zu null. Wahrlich, ich aber sage euch, eine strategische Meisterleistung!

Andere erwähnenswerte Strategien hat es ja auch gar nicht gegeben. Wen interessiert schon Afrika oder Asien, wenn es um Fußball oder Kriege geht?


Letztlich verharmlost dieser offenkundig aus der Luft gegriffene Satz den zweiten Weltkrieg als großartiges Strategiespektakel, während alle anderen Kriege nach dem zweiten Weltkrieg ganz in europäischer Manier einfach nicht zählen. Der Vietnamkrieg auf gar keinen Fall, an den denken wir einfach nicht mehr. Das ist Geschichte. Oder wie die chinesischen Kommunisten die von Deutschen und Amerikanern bis an die Zähne bewaffneten Nationalisten mit Mistgabeln und Schrotflinten vom Feld geputzt haben. Das ist einfach die falsche Seite gewesen, die da gewonnen hat, das wird wegen Foulspiels nicht berücksichtigt.


Wir können jedenfalls wohl als gesichert annehmen, dass der „Experte“ nicht alle Kriegsoffensiven dieser Erde analysiert hat, um zu dem objektiv nachvollziehbaren Schluss zu kommen, dass die Ukraine einfach unfassbar viel klüger ist als der Rest der Welt, vor allem als die Russen.

Manipulative Bullshit-Aussagen muss man heute nicht mehr belegen, sondern im passenden Moment an den Mann bringen.


Komisch, dass sonst irgendwie nicht auf diese Art und Weise über Krieg berichtet wird (oder wurde?). Das war doch immer ganz nüchtern, sozusagen neutral, keineswegs zum Mitfiebern geeignet. Es gibt aus meiner Sicht auch wahrlich keinen Grund zum Glorifizieren, wenn sich zwei Volksgruppen gegenseitig niedermetzeln. Erst Recht nicht, wenn ganz wie bei amerikanischen Wahlen und im Fußball immer der gewinnt, der mehr Dollars in der Tasche hat.


Wer noch nicht genug vom solidarischen Fahnen-Schwingen im Takt der Kriegstrommeln hat, der horche und staune:


Neulich, also zu Lao Tses Zeit, waren siebzig Jahre Frieden noch etwas gutes, etwas das man erhalten muss, verteidigen muss. Lehren aus dem zweiten Weltkrieg und so. Nie wieder Krieg. Wettrüsten, ganz schlechte Idee.

Jetzt ist das plötzlich eine schlechte Gewohnheit, ein dekadentes Privileg weltferner Menschen ohne Verantwortung. Verantwortliches Handeln heißt jetzt: Führung übernehmen! Was ist mit „unserer“ Führungsrolle? Da kann man sich ja nicht einfach raus stehlen, schließlich sind wir wieder wer.

Frieden finden wir natürlich alle gut, aber erst mal aufrüsten! Aufrüsten! Aufrüsten! Wo ist der Führer! (Scholz ist jedenfalls nicht der richtige, der ist zu zaghaft, sagen uns die Überschriften.)

Während „wir“, das sind jetzt Sie und ich, mit den Energiepreisen ausgenommen werden wie ein toter Fisch, verdienen sich also mal wieder irgendwelche Rüstungsunternehmen dumm und dämlich. Deutsche Rüstungsunternehmen, wir haben da nämlich eine Führungsrolle, und das nicht erst seit gestern. Klar hat da kein Politiker ernsthaft etwas gegen, natürlich alles aus Solidarität.

Wer meinen letzten Beitrag schon gelesen hat, der teilt vielleicht das unbestimmte Gefühl, dass die Geschichte sich wiederholt.


Und nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker.

Wobei ich mal klarstellen möchte, dass Theoretiker die Leute bezeichnet, die sich mit Theorien beschäftigen, aus Spaß, Langeweile oder zur Überprüfung. Nur weil es eine Verschwörungstheorie ist, ist sie ja nicht automatisch falsch.

Ich denke da an Edward Snowden und Julian Assange, die so nett waren, gewisse Theorien zu belegen, und ihr eigenes privates Glück dafür geopfert haben.

Ideologen hingegen sind diejenigen, die dubioses Zeug ohne Prüfung glauben und nichts hinterfragen.

Ich bin also kein Verschwörungsideologe. Zumindest insofern wir uns auf die Existenz von Lobbyismus, Manipulation und Korruption als historisch wie aktuell unbestreitbare Tatsachen einigen können.

Der Städtebund warnt derweil „vor Stromausfällen“.

Endlich mal eine neutrale Überschrift, sollte man meinen. Aber Achtung! Wenn die Überschrift nicht unmittelbar Kotzreiz auslöst, tun es meistens die im Text enthaltenen Details.

Erstmal fordert der Städtebund nämlich mit dieser Begründung einen Ausbau des zivilen Katastrophenschutzes. Man könnte sich fragen, was für eine Expertise eigentlich der Städtebund zum Thema hat, und wieso der was dazu sagen darf, aber heute darf halt jeder zu allem etwas sagen, Hauptsache, es ist das richtige.

Nachdem Steinmeier mit Zwangsarbeit (ist die nicht verboten?) mehr „Gemeinschaftssinn“ erzeugen wollte, mal wieder so ein Vorstoß, sich „für den Ernstfall“ vorzubereiten. Denn den beschworenen Gemeinschaftssinn braucht man ja im Allgemeinen nicht zum Nebeneinander her leben, sondern zum Fresse halten und Befehlen folgen, ob nun offenkundig sinnlos oder nicht. Ganz so, wie es bei der Solidarität gegen Corona gewesen ist. Bloß nicht alleine auf eine Parkbank setzen, sonst sitzt man nämlich als ungehorsamer Mensch im Knast.

Ich sehe mich also schon halb beim befohlenen Übungsdrill zum Wohle aller.

Woher kommen eigentlich die drohenden Stromausfälle? Strom hatten wir doch immer mehr als genug?

Stimmt. Aber halt nicht, wenn 650.000 neu gekaufte Heizlüfter ans Stromnetz gehen. Die haben sich nämlich die Deutschen zugelegt, anstatt sich auf das solidarische Frieren einzustellen. Das hat selbstredend natürlich keiner vor. Nichtmal die, die solidarisch ihr Profile-Pic blau-gelb unterlegt haben. Zwischen Solidarität und Gemeinschaftssinn muss man schließlich unterscheiden.

Naja, wenigstens gibt es wieder Klopapier! Nur halt nicht von Hakle, aber das könnte sich ja eh kaum noch einer leisten. Zumal so ein Dieselgenerator ja auch einiges an Geld kostet. Den braucht man jetzt noch zum Heizlüfter dazu.


Aber keine Sorge, verehrter Leser, das wird keine menschliche Katastrophe. Es handelt sich um ein großes soziales Experiment!

Das finden Sie makaber?

Die Tagesschau hat am 27.3.2020 einen Artikel über den landesweiten Lockdown in Indien so betitelt: „Ausgangssperre in Indien: Das größte soziale Experiment der Welt“.

Ich kann leider noch immer keine dezidierte Kritik üben, ich bin noch nach zwei Jahren mit Kotzen beschäftigt.


Verlinken konnte ich den Artikel auch nicht, er ist nicht mehr online. So was aber auch.

In die Welt gesetzt wurde dieser infame Euphemismus natürlich von einer Expertin, nämlich der ARD-Südasienkorrespondentin Silke Diettrich höchst persönlich. Direkt aus Indien, verstehen Sie, die musste es also wissen. Auf ihrem Twitter Account finden sich noch immer Spuren davon.



Ich habe ansonsten lediglich Bezüge darauf auf newstral.com und nachhaltigkritisch.de gefunden.


Ich zitiere letzteres, da mir vor Ekel die Worte fehlen:

„1.3 Millarden Menschen – darunter 800 Millionen, die täglich mit weniger als zwei US Dollar pro Tag auskommen müssen – sollen von einem Tag auf den anderen für drei Wochen zuhause bleiben. Ihre Gelegenheitsjobs fallen weg, und damit jede Chance auf Einkünfte. Die Tagesschau nennt es das ‚größte soziale Experiment der Welt’. Mit der momentan quasi nicht existenten Hilfe der indischen Regierung für die Armen […] fände ich Massenmord passender.“

Ich allerdings auch.

Hunderttausende, oder gar Millionen von Menschen wollten nicht, wie die Expertin behauptet hat, mal eben zurück in ihre Dörfer, kleiner Verwandtschaftsbesuch und so, sondern mussten aus den Slums der Städte fliehen. Zu Fuß, ohne öffentliche Verkehrsmittel, entlang von Straßen, wo kein Geschäft und kein Restaurant geöffnet war. Ohne Wasser.

Zurück in ihre Dörfer, wo sie aus Armut zuvor geflohen waren, weil es dort keine Überlebenschance gab.

Ich weiß nicht, ob Ihnen die Dimensionen klar sind. Indien ist neun Mal größer als Deutschland und hat 16 mal mehr Einwohner.


Ich bin sicher, dass durch diese Maßnahme bestimmt ganz viele Menschen vor dem sicheren Corona-Tod gerettet wurden. Toll. Was für ein Experiment.

Ergebnis: Wir können Millionen der Ärmsten der Armen mal eben zu Tode verurteilen, ohne dass es in der Weltgemeinschaft auch nur Entrüstung auslöst, weil die gerade damit beschäftigt ist, solidarisch Leben zu retten.


Über diesen Massenmord hat die Tagesschau dann weiter nichts mehr berichtet. Was interessieren uns auch ein paar hunderttausend (oder Millionen?) tote Inder? Schließlich war es ein Experiment. Und schließlich sind die wie Äthiopier und Vietnamesen auch nicht weiß.

Solidarität, das ist was für unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine, diese blonden Weißen mit den blauen Augen. Beim Massaker von Butscha, so steht das bei Wikipedia, wurden schließlich 419 Menschen ermordet! Wie grausam und unvergleichlich!

Die nzz setzt noch einen drauf und schwärmt davon, wie Wissenschaftler aller Bereiche sich wegen der Corona-Lockdowns die Hände reiben, weil… ich weiß nicht, irgendwas mit Forschung.

Und Indien hat jetzt obendrein viel weniger Luftverschmutzung! Das ist, das muss wahrlich ausdrücklich gesagt sein, ich zitiere: „ein Geschenk für die Stadtbewohner“!

Also für die Reichen. Für die, die nicht im Slum oder auf dem verzweifelten Weg zu Fuß in ihr Heimatdorf verhungert sind. Aber tote Inder werden in dem Artikel gar nicht erwähnt, das wäre ja auch unappetitlich und würde der forscherischen Euphorie einen moralischen Dämpfer verpassen.

Wir reden nicht darüber, also hat es auch nicht stattgefunden.

Gesehen hat die Welt, unabhängige Journalisten, wir, hingegen die Massengräber der Gefolterten in Isjum und wo nicht noch. Also Selenskyj hat‘s gesehen, den einen, der da Strangulationsspuren am Hals und Fesseln an den Händen hatte. Da braucht es dieses widerwärtige Amnesty International zu einer unabhängigen Überprüfung erst gar nicht.

Es ist klar, das sind alles gefolterte Ukrainer und die Täter sind die Russen. Massengräber, Leichenberge vor den Krematorien. Von unabhängigen Faktencheckern überprüft. Auch so ein Wort, das es zu Lao Tses Zeiten nicht gegeben hat.

Gleichzeitig berichtet diese Zeitung, also die nzz, extensiv von „Black Lives Matter“, das sind ja keine Rassisten. Die sind voll woke.

Wirkt das auf Sie auch erst mal irgendwie widersprüchlich?

Falls Sie es nicht bemerkt haben, ich erkläre das mal eben kurz:

Black Lives Matter, wenn es uns gerade in den Kram passt, inhaltlich beschränkt auf Polizeigewalt in Nordamerika und nur, wenn gerade nichts wichtigeres passiert.

Zu jedem anderen Zeitpunkt kann man sich ja berechtigter Maßen dafür hinstellen, dass Black Lives Matter jetzt schon genug Raum eingenommen hat. Sie verlangen doch jetzt nicht etwa ernsthaft das Abbauen von Macht- und Dominanzstrukturen im besten Konkurrenzsystem aller Zeiten, dem Turbokapitalismus? Wo soll denn dann das Lithium für Ihre bessere Welt herkommen, das könnte doch niemand mehr bezahlen!

Demnächst soll am Ende wohl Werbung auch noch ehrlich sein und die „CO₂-neutral“-Aufkleber wegen Augenwischerei verboten werden?

Sie alter links-versiffter Utopist! Für Sie ist möglicherweise ein E-Auto wohl auch noch eine Umweltkatastrophe, nicht wahr?


Naja, alte Kamellen, Schwamm drüber. Wer liest schon Nachrichten von vorgestern. Man erinnert sich nicht gern. Außerdem gibt es schließlich neue Herausforderungen für die Menschheit, wie Affenpocken und Polio! Zeit für einen neuen Notstand!

Zu Polio, unbegreiflicher Weise angeblich über das Trinkwassernetz verbreitet, und niemand fragt, wie das denn eigentlich möglich sein soll, schreibt die Tagesschau: „Mangelnde Hygiene und Impfskepsis begünstigen die Ausbreitung des Virus.“ Wieder so eine interessante Überschrift. Die Impfskeptiker, auch hier sind sie schuld.

Jetzt muss man allerdings wissen, dass Amerika das Land ist, wo Menschen irgendwelche Zettel mit sich führen, damit im medizinischen Notfall andere nicht den Krankenwagen anrufen. Weil das nämlich für den ein oder anderen Verschuldung auf Lebenszeit bedeutet und der dann im Zweifelsfall eben lieber tot ist.

Eine fehlende Krankenversicherung hat aber mit geringen Impfquoten sicher nichts zu tun, Armut und Unbildung schon gar nicht. Das sind einfach diese Impfgegner, die sind überall. Die machen auch keinen Unterschied zwischen bewährten Impfstoffen und mehr oder minder ungetesteten, die sind halt einfach – Verschwörungsideologen! Und zwar allesamt! Und es werden immer mehr!

Warum jetzt der Notstand ausgerufen wurde, ist mir zwar nicht wirklich klar, denn im Gegensatz zur Coronaimpfung schützt die Polioimpfung ja wohl zuverlässig, sowohl vor Erkrankung als auch vor Weitergabe, wie sich das eben für eine richtige Impfung gehört.

Ein paar kostenlose Impfstände und eine Kampagne würden also reichen. Und erkranken würden dann höchstens noch die, die das Risiko willentlich in Kauf nähmen im Land der unbegrenzten Freiheit. Wobei, sei es noch angemerkt, 75% der Ungeimpften sowieso keine Symptome haben, und nur 0,1% bis max. 1% schwere Symptome.

Das wird also bestimmt so eine Killer-Pandemie wie Corona! Neue Stämme gibt es auch schon!


Nochmal zum Mitdenken:

Eine Polio-Impfung kostet in den USA pro unversichertem Kopf zwischen 100 und 200 US-Dollar.

Das ist eine Impfung, Sie möchten Ihre Kinder ja möglicherweise auch gegen Tetanus, Masern, Keuchhusten und Windpocken impfen.

Da können Sie also pro Kind, ich habe es nicht erschöpfend recherchiert, mal grob mit 1000$ Impfkosten rechnen, wenn Sie dem deutschen Impfempfehlungskatalog folgen. Oder Sie machen eben Abstriche, weil Sie leider nicht in Hollywood wohnen, sondern in den Dritte-Welt-Verhältnissen der Bronx.

Ach ne, was rede ich da, der Polio-Ausbruch liegt an den Impfgegnern, nicht an verseuchtem Trinkwasser oder Armut.


Amerika ist übrigens auch das Land, wo Krankentage begrenzt sind, wo es keinen bezahlten Mutterschutz gibt und eine Bilderbuch-Geburt ohne Komplikationen ca. 25.000€ kostet. Zum Vergleich: In Japan (!) kostet eine Geburt mit einwöchigem Krankenhausaufenthalt ca. 3.600€.

Wenn Sie die Bezeichnung „Dritte-Welt-Land“ für Amerika immer noch nicht adäquat finden, dann kann ich Ihnen leider auch nicht helfen. Ich jedenfalls bin nicht sicher, ob ich nicht lieber gezwungener Maßen Kopftuch tragen würde, anstatt dort zu leben.

Aber was als Freiheit betrachtet wird und was als Unterdrückung, das ist halt eben ziemlich relativ.

Nur wer von was befreit werden muss, das ist meistens klar. Notfalls auch mit Gewalt.


Mal wieder weg von solch tiefschürfend-philosophischen Überlegungen:

Mittlerweile fordert die Gesellschaft für Krankenhaushygiene unter anderem die Abschaffung der Impfpflicht für Bedienstete im Gesundheitswesen, und viele andere schöne Dinge. Das sind wohlgemerkt keine Querdenker, sondern eine Institution mit staatlichem Auftrag, so ähnlich wie das RKI.

Man könnte auch sagen: Experten.

Aber Experten werden eben nur herangezogen, wenn sie die bereits beschlossene Politik rechtfertigen können. Alle anderen sind ja sowieso keine wirklichen Experten.

Entsprechend wollte Herr Ramelow dem neuen Infektionsschutzgesetz im Bundesrat nicht zustimmen, ihm als Experten ist das ganze zu lasch, es muss nicht nur eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege, sondern gleich und unbedingt für alle geben. Ab zwölf Jahren.

Der kennt sich als gelernter Kaufmann da sicher besser aus als diese windigen Wissenschaftler von der GKH.


Unser hypochondrischer Gesundheits-minister, ein wahrhaft expertlicher Ex-perte, war übrigens sechs Tage an Corona erkrankt, obwohl ja doppelt gepimpt.

Eigentlich wollte er ja mal die dubiosen Maskendeals seines Vorgängers aufklären, aber das ist lange her, und der gute Mann hat ja auch wirklich viel zu tun. Zum Beispiel musste er seine coronabedingte Erkältung twitterwendend als schwere Infektion inszenieren, und sich obendrein gleich mal mit Paxlovid behandeln lassen.

Paxlovid, das müssen Sie wissen, wird von deutschen Ärzten nicht verschrieben. Dieses Corona verharmlosende Ärztepack mit dem auferlegten Verschreibungsbudget erkennt den Nutzen einfach nicht. Das Zeug liegt also tonnenweise auf Halde. Weswegen Ärzte es jetzt in ihrer Praxis vorhalten dürfen, eine Apotheke braucht es da gar nicht mehr, und einen 15-Euro-Bonus bekommen, wenn sie es verschreiben. Erkennen Sie jetzt den Nutzen?

Jedenfalls, der arme, gebeutelte Lauterbach. Covid ist ja keine Kleinigkeit! Ungefähr so schlimm wie ein schwerer… Schnupfen. Hat ihn allerdings nicht davon abgehalten, trotz noch nicht abgeklungener Symptome, also entgegen der gültigen Coronabestimmungen, in einer Kabinettssitzung aufzutauchen. Die Anzeige von Herrn Luthe wird natürlich nichts bringen, den Aufwand zu betreiben ist allerdings sehr ehrenhaft. Ich habe herzlich gelacht, bevor ich angefangen habe zu weinen.

Etwa so wie bei der Abschaffung der Maskenpflicht in Flugzeugen bei gleichzeitiger Beibehaltung der Maskenpflicht in Zügen. Da geht es nicht um wissenschaftliche Evidenz, es gibt keinen belegten Unterschied zwischen einem Flugzeug und einem ICE. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Politiker und wirklich wichtige Geschäftsleute fliegen oder Auto fahren. Zug fahren die nicht.

Sollte sich darüber tatsächlich noch irgendjemand überhaupt echauffiert haben, in den Nachrichten der Qualitätsmedien und auf den flimmernden Bildschirmen in der U-Bahn stand davon jedenfalls nichts. Wäre ja auch nicht mit zu rechnen, wer will denn schon entlarvt werden als antisemitischer Reichsbürger mit fehlender Expertise und Behauptungen ohne Peer-Review?


Mal was anderes, diesmal wieder von der wie die Ukraine- und Corona- völlig überrepräsentierten Feministenfront:


Die Überschrift wird dann direkt im nächsten Satz ad absurdum geführt, in dem die Kosten auf 180€ pro Monat beziffert werden.

Dem ging übrigens die Forderung von kostenlosen Menstruationsartikeln an Unis voraus. Das ist halt eben sehr feministisch, wenn die obere Bildungsschicht sich kostenlose Tampons reinschieben kann, um die gesparten 4,50€ im Monat für einen extra Drink auszugeben.

Unabhängig vom Einkommen der Eltern. Voll gerecht.

Ich hab auch das Gefühl, dass das so richtig die gesellschaftlichen Probleme adressiert. Ich hab mich da auch immer als Frau total abgewertet gefühlt, dass ich da was kaufen muss, wo auch noch Steuern drauf sind. Mein Heuschnupfen-Medikament, meine Brillengläser und meine laktosefreie Milch muss ich natürlich weiterhin selbst bezahlen, obwohl ich durch diese körperlichen Gebrechen auch finanziell benachteiligt bin, aber das ist halt keine Genderangelegenheit. Arm und krank sein ist einfach privates Pech. Aber Frau sein ab jetzt nicht mehr, zumindest nicht im jungen Alter. Toll, das ist wirklich geradezu eine Veränderung der gesellschaftlichen Grundordnung.


Nicht, dass mich 180€ pro Monat und Schule Kosten für die Allgemeinheit irgendwie groß jucken würden, solange Steuerhinterzieher(firmen) Milliarden einsacken, die rechtmäßig der Allgemeinheit gehören. Sollen Sie doch ihre Binden haben. Es macht den Bock auch nicht fett.

Aber so rein als Grundsatzüberlegung finde ich es eine Frechheit. Den offenkundigen Doppelstandard in Bezug auf Ungleichheit in anderen Bereichen habe ich oben schon angedeutet. Hinzu kommt aber, dass es wiederverwendbare Menstruationsartikel gibt (genannt „Tasse“ oder „Cup“), die man mittlerweile nicht mal mehr aufwändig in den weiten des Internets suchen muss wie damals, als ich mir eine zugelegt habe. Die bekommt man ganz einfach in jeder Drogerie.

Da zahlt man also einmal 10€ und dann nie wieder einen Cent.

Es ist natürlich eine Präferenzfrage, ob man sich die Mühe machen möchte, einen Plastikgegenstand sauber und keimfrei zu halten, oder sich unten lieber chemisch behandelte Baumwolle reinstopft.

So wie die Präferenz, welches Auto ich lieber fahre oder in welchen Kleidungsstücken ich mich wohl fühle. Ich würde das niemandem vorschreiben.

Aber ich würde ja auch nicht dafür aufkommen.

Und so rein vom theoretischen Ideal, das hier angeblich verfolgt werden soll, stellen sich mir da also Fragen.


Ich verrate Ihnen hier mal, wie so meine Verschwörungstheorie dazu aussieht, wir sind ja unter uns:

Diese Blasen-gehypten sogenannten „politischen Aktivisten“ mit ihren für die gesamtgesellschaftliche Misere eher nur randständig relevanten Themen wollen bei genauerer Betrachtung nichts anderes, als dass ihr eigenes mickriges Leben sorgenfreier sein soll. Der primäre Kick besteht dabei in der medialen Aufmerksamkeit. Das finde ich ärgerlich und verachtenswert. Nicht die Zielsetzung, sondern die hochtrabende Verschleierung derselben.

Das mag mittlerweile ein Selbstläufer geworden sein. Genderzeugs bekommt Klicks, also wird mehr davon produziert, und jede Nachricht oder Nicht-Nachricht wird mit dem entsprechenden Bait in der Überschrift in diesem Licht gedeutet.

Es ist mir schleierhaft, wieso es daran eine Erinnerung braucht. Es erinnert ja auch niemand die Öffentlichkeit daran, dass Quadrate zu den Vierecken zählen und Hunde keine Katzen sind.

Der Beleg, dass selbst Frauen nicht besser als Männer sein könnten, liefert natürlich diese Faschistin Meloni selbst. Nicht etwa die Frauen, die sie gewählt haben.

Es ist ja auch ungleich schlimmer, das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare abzulehnen, als die britische Arbeiterschaft als faul zu bezeichnen und neoliberale Politik zu machen.

Naja, wenigstens gibt’s im britischen Kabinett jetzt keine alten weißen Männer mehr, das wird bestimmt dazu führen, dass es den Menschen in England besser geht. Wieder eine tiefgreifende Revolution für die gesellschaftliche Grundordnung. Mir kommen die Tränen.

Man denkt bei solchen Dingen ja meist unwillkürlich „Ja, klar, bin auch gegen die Benachteiligung von Frauen und Minderheiten, also muss ich das wohl gut finden“.

So wie die Frauenquote in der Politik. Das müssen einfach 50% sein, schließlich gibt es ja in etwa halb so viele Frauen wie Männer.

Es sind aber nicht gleich viele Frauen wie Männer in Parteien aktiv, eine gerechte Repräsentation müsste sich also am realen Anteil der Frauen in der jeweiligen Partei orientieren.

In den Worten von Wikipedia: „Die Quoten führten dazu, dass die Frauenanteile in den Führungsgremien aller dieser Parteien deutlich über den Frauenanteilen unter den Mitgliedern der jeweiligen Partei liegen.“

Bei so viel Gleichberechtigung verschlägt es mir glatt die Sprache.


Nein, man muss das ganz und gar nicht gut finden. Genau genommen muss man es gerade dann kritisch sehen, wenn einem Gleichberechtigung am Herzen liegt.

Zum bösen Patriarchat gehört man deshalb noch lange nicht, meine Damen und Herren.

Man gehört übrigens auch nicht zu Verfestigern von Geschlechtsunterschieden und „Gender Pay Gap“, wenn man in traditioneller Manier Skat spielt, während man auch nicht „Feminismus lebt“, indem man sich ein völlig sinnloses Kartenspiel in den Schrank legt.

Aber man kann’s ja mal drauf schreiben, vielleicht glaubt’s ja einer.

Wenn ich mich nicht ekeln würde vor so viel Dünnpfiff, ich würde auch versuchen, mich damit selbstständig zu machen.


Nicht ganz dicht sind auch die Protagonisten in folgender Geschichte, die nach eben jenem Muster in die Köpfe einsickert wie die Hollandaise von Thomy zum Spargel mit dem Glas Blanchet. Ungeprüfter Gedankenmüll, und schwupps auch schon im Einkaufswagen. War ja im Angebot:


Überall Vergewaltiger! Aber endlich werden die mal zur Rechenschaft gezogen!


Welch Schauspiel! aber ach! ein Schauspiel nur!

Die völlig sinnfreie Anzeige, also vom medialen Sinn abgesehen, ist wegen angeblicher „Strafvereitelung“. Das ist zum Beispiel, wenn man Spuren vernichtet.


In diesem Fall gab es irgendwie Streit, und dann soll irgendwer zu irgendwem gesagt haben: „Klärt das doch erst mal intern.“

Was für eine wahnsinnige Strafvereitelung. Ein „Sexismusfall“ wurde bisher nicht zur Anzeige gebracht.

Ich geh mal vorsichtig davon aus, dass gar nichts strafrechtlich relevantes vorgefallen ist, weil auch von „Sexismus“ (und eben nicht von Missbrauch oder Nötigung) die Rede ist.

O-Ton:

„Die ‚internen Regeln‘, mit denen die Partei Sexismusfälle behandelt, erinnern uns an den Umgang der katholischen Kirche mit den Missbrauchsfällen.“

Man ist natürlich auch hier irgendwie unter dem moralischen Druck, sich mit angeblichen „Sexismusopfern“ uneingeschränkt solidarisch zu erklären, halt wie bei den institutionell und fortwährend vorgekommenen, strafrechtlich relevanten Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche.

Mach ich aber nicht.

Ich mache es erst recht nicht, wenn das betroffene „Sexismusopfer“ einen Zickenkrieg (lesen Sie hierzu den Artikel am besten ganz) unter Erwachsenen in der recht jungen Partei Die LINKE, in der die Mitglieder freiwillig eingetreten sind und nicht hineingeboren wurden, mit der Institution Kirche vergleicht und damit mit mindestens jahrzehntelanger systematischer und geplanter Vergewaltigung von Kindern, also von Schutzbefohlenen.

Das ist schlichtweg ein Schlag ins Gesicht der auf Lebenszeit schwer traumatisierten Opfer der katholischen Kirche.


Ich bleibe deshalb dabei: Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen einem einmaligen Klaps auf den Arsch oder der Bezeichnung als „Wichsvorlage“ und wiederholtem körperlichem Missbrauch.

All diese sehr unterschiedlichen Sachverhalte mit ganz unterschiedlichen Folgen (und Kontexten) über einen Kamm zu scheren hat dem Diskurs nicht gedient, sondern ihn verwaschen und zu Shitstorms wie diesem geführt, der inhaltlich eher als Machtkampf denn als Sexismusfall aufgefasst werden muss.


Wenn Sie also bisher das Gefühl hatten, weil Sie die #metoo-Überschriften gelesen haben, dass sich „ganz viel tut“, dass sich „ganz viele engagieren“ oder die Gesellschaft mehr Empathie für Vergewaltigungsopfer aufbringt, muss ich Sie leider enttäuschen.

Sexismusvorwürfe sind jetzt einfach ein neuer Spielzug im Machtspiel unserer Gesellschaft.

Ich persönlich kann auch nichts Heldenhaftes daran finden, wenn man sich nach 20 Jahren in der Zeitung oder auf Twitter über einem Mann beschwert und dessen Leben damit ruiniert, nachdem man sein Spiel mitgespielt und erst dadurch Weltruhm und Reichweite erlangt hat.

Ich will natürlich nicht alle Betroffenen in die Täterecke stellen. Ich meine nur, dass es den Opfern nicht dient, wenn plötzlich mediale Lynchjustiz durch öffentliche Behauptungen ein legitimes Mittel für Bestrafung wird. Und das dann noch ohne Verjährungsfristen, ohne die Unschuldsvermutung und ohne dem Angeklagten ein Recht zur Äußerung einzuräumen. Es dient den Opfern auch nicht, wenn schwere Straftaten wie Missbrauch und Vergewaltigung irgendwie mit schlüpfrigen Kommentaren oder Mobbing am Arbeitsplatz unter dem Hashtag #metoo oder Sexismus in einen Topf geworfen werden.

In der Welt von Lao Tse gab es jedenfalls ein Justizsystem. Man kann es auch heute noch nutzen, so archaisch das anmuten mag. Man kann es auch sein lassen.

Ich habe das größte Verständnis für traumatisierte Opfer von Gewalt, die sich einem solchen Prozess nicht gewachsen fühlen. Für Vergeltung habe ich keines.

Man kann nicht einfach rechtliche Grundprinzipien mit der Begründung über Bord werfen, dass das irgendwie zu anstrengend ist. Wer Anklage erhebt, hat an der Stelle eine Verantwortung. Es darf nicht sein, dass man den Ruf und das Leben eines anderen Menschen durch einen Klick und genug Follower zerstören kann, egal, wie schuldig dieser Mensch auch sein mag.

Das, genau das, ist Faschismus.

Faschismus zeichnet sich nämlich durch seine Grundprinzipien aus, nicht durch seine inhaltliche Konnotation.

Und in eben diesem Sinne ist das #metoo-Phänomen ein faschistisches, und keine „Bewegung“, die bessere Lebensverhältnisse schafft.


Bis hierhin konnte ich hoffentlich verdeutlichen, wie Überschriften nicht nur Informationen vermitteln, sondern vor allem Stimmungen und Wertungen.

Dabei darf man nicht den Fehler begehen, sich einfach nur solche Nachrichten reinzuziehen, die einem irgendwie in den Kram passen. Ich sehe an dieser Stelle tatsächlich durch die Blasenbildung eine Gefahr der Übernahme der „Bürgerrechtsbewegung“ (wenn man eine solche postulieren will) durch Rechtsfaschisten oder andere Idioten.

Man will halt eben irgendwo dazu gehören. Man fühlt sich durch die konzertierte Stimmungsmache der Medien ausgeschlossen und zu Recht diffamiert, man hat vielleicht keine politische Aktivismuserfahrung, und schwupps landet man bei KenFM und findet es toll „dass es mal jemand sagt“.

Ich hatte anfangs ja auch Hoffnungen in Beate Bahner gesetzt. Aber ihre (extrem schlecht geschriebene) Klage ist wegen eines Formfehlers abgelehnt worden, den sie als erfahrene Anwältin einfach nicht hätte machen dürfen. Dies dann als Todesstunde des deutschen Rechtsstaates zu inszenieren war und ist völliger Blödsinn. Ein Rechtsstaat hat Regeln, an die muss man sich halten, zumindest wenn man erfolgreich klagen möchte. Dies hat sie nicht getan, aus Unkenntnis, Dummheit oder Kalkül.

Das ganze war jedenfalls der Beginn der Diffamierung des Protests und zugleich die Bündelung von Energie in eine Richtung, die nicht nur absolut sinnlos, sondern äußerst schädlich gewesen ist.


Wir, das Treibholz der Geschichte, sollten also nicht vergessen:

Wir werden nicht repräsentiert. Wir müssen für uns selber sprechen und die gegebenen Orientierungspunkte zur Abgrenzung nutzen und nicht zum blinden Mitschwimmen.

Es gibt keine unabhängigen Medien. Wenn nicht von großen Unternehmen, so ist doch letztlich jedes Medium von Klicks, Reichweite und Algorithmen abhängig. News sind nichts weiter als mehr oder weniger anspruchsvoller Clickbait.

Das heißt nicht, dass man nicht vielleicht doch auch mal was lernt, sich amüsieren kann oder eine wichtige Information erhält.

Es heißt aber, in den Worten Jean-Luc Picards: „Wachsamkeit, das ist der Preis, den wir fortwährend zahlen müssen.“


Dabei müssen wir im Hinterkopf behalten, wie Überschriften funktionieren, Filterblasen, KI-generierte Inhalte und Faktenchecker und was das mit einem selbst macht.


Und wenn uns die Nachrichtenflut zu übermannen droht, dann muss man die Kiste vielleicht auch einfach mal ausschalten und sich mit etwas realem beschäftigen. Oder einfach mal ein Buch lesen, einen intelligenten Blog oder einer guten Schallplatte aufmerksam lauschen.

In diesem Sinne:

Ich hab erst mal genug.

Für heute.

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